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Blatt 66

Korinthisches Kapitell aus San Lorenzo fuori le mura / Trophäenkapitell aus San Lorenzo fuori le mura

[Egger 1903] S. 27, n. 66: "Unbekannter Künstler, XVII. Jahrh.: H. 40.4, Br. 26.7; Feder; WZ: O."

Beischriften:

  • "a St. Lorenzo fuor delle mura | in Roma" von späterer Hand mit Bleistift
  • Verso: "G. XV. 3." von späterer Hand in Bleistift

Anmerkungen:

  • Egger gibt keine Begründung für die Datierung.
  • Die Zeichnung könnte – gerade aufgrund der Verwendung von Zirkel und Lineal im Grundriss – als Reinzeichnung einer Vermessungsskizze interpretiert werde.
  • Auffällig wieder der Unterschied zwischen teilperspektivischer Ansicht des Kapitells auf dem Recto und (weitgehend) strikt orthogonalperspektivischer Darstellung auf dem Verso.
  • Die Zeichnung würde stilistisch recht gut in den Umkreis des CDD passen: Vorzeichnungen mit Graphit und Nachzeichnung – allerdings sehr gelungen – mit Feder.
  • Gegen eine Nähe zum CDD sprächen die relativ wenigen Maßangaben, die der Zeichner besonders am Kapitellaufriss genommen hat. Der Grundriss weist dagegen so viele Maße auch der schwer zugänglichen inneren Abstände auf, dass man annehmen könnte, hier sei eine Vorzeichnung des Steinmetzen auf der Deckplatte genutzt worden.
  • Damit ergibt sich auch die Möglichkeit, dass die Maßangaben im Aufriss noch ergänzt werden sollten, das Blatt aber nicht fertig gestellt wurde.
  • Während das p durch den hakenförmigen Abstrich der Schreibweise des Anonymus 5 (= unbekannter Franzose D) des CDD nahe kommt, scheinen die Zahlenformen – vor allem die 3 – keinem der Zeichner direkt zuzuschreiben zu sein. Es wäre immerhin denkbar, dass es zwei durch einen grösseren zeitlichen Abstand getrennte Versionen des Anonymus 5 sind, da sie diesem auch am meisten ähneln.
  • Auffällig ist, dass die Figurenzeichnung der Genien auf dem Verso z.B. der Agraffe von der Aufnahme des Septimius-Severus-Bogens im CDD stark ähnelt.
  • Die Massangaben mit den durch Buchstaben eindeutig bezeichneten Teilwerten p, o und m sind jedoch im CDD selbst so nicht üblich; dies könnte sich aber aus dem Umstand erklären, dass es sich hier um eine (unvollendete) Reinzeichnung handelt, in der alle Massangaben eindeutig verständlich sein sollten. Zudem gleichen die Schriftformen einigen Händen aus dem Umkreis der Anonymi.
  • Der grössere (zeitliche) Abstand sowie die abweichende Bemassung könnten ihre Ursache aber z.B. darin haben, dass es sich um lediglich zwei einzelne Kapitelle aus San Lorenzo fuori le mura handelt, wo die CDD-Gruppe nach bisherigem Wissenstand keine eigenen / weiteren Bauaufnahmen angefertigt hat: Es stellt somit ohnehin einen "Ausreisser" aus dem Datenbestand dar und wurde daher vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nur als Ergänzung aufgrund der – wohl seinerzeit schonb berühmten – aufwendigen Gestaltung der Kapitelle in den Bestand der zu dokumentierenden Bauten aufgenommen worden sein.
  • Dies könnte auch eine Erklärung dafür sein, warum der Zeichner vergleichsweise wenige Masse angegeben hat – was gegenüber den vollständigen Kapitellvermessungen auf anderen Blättern des CDD-Umkreises deutlich auffällt.
  • Die Ausführung in Feder weicht von der Vorzeichnung nicht nur in einigen Linien ab: Besonders auffällig ist, dass die Kapitelldeckplatte ursprünglich im Orthogonalaufriss vorgerissen zu sein scheint (oder es handelt sich nur um den "Durchschlag" des Verso?) Zumindest ist die sehr ähnliche, fast deckungsgleiche Positionierung der Kapitellplatte auf verso und recto auffällig.