Blatt 78: St. Peter: Grundriss Obergeschoss

Zusammenfassung

Die sehr aufwendige Zeichnung enthält eine Vielzahl von direkten und indirekten Informationen über die von Sangallo geplante Gestaltung des Obergeschosses, für die sich anscheinend keine anderen Belege sonst erhalten haben. Die erläuterten Abweichungen der vorliegenden Darstellung zu den Schnitten von Neben- und Hauptkreuzarmen sowie zum Modell lassen sich nur als Zeugnisse für Planungsänderungen interpretieren, die – bei weitgehend feststehender Gestaltung des Obergeschosses – selbst noch in einem Zeitraum erfolgten, der kurz vor der Errichtung der betreffenden Bauteile gelegen haben dürfte. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Unterschiede zu den am Bau tatsächlich ausgeführten Oktogonen und erst recht zu den Nebenkuppelräumen umso verständlicher, jedoch ist gerade in Gestaltung und Konstruktion der Oktogone ein genuines Element von Sangallos Tätigkeit erhalten, das diesen allein schon Aufmerksamkeit sichern sollte. Da die Oktogone am Modell nicht nur nie realisiert wurden, sondern sogar die Absicht hierzu kaum bestanden haben dürfte, beweist diese Zeichnung einmal mehr den bauvorbereitenden Charakter der Zeichnungen bzw. ihrer Vorlagen, der weit über das für die Ausführung des Modells allein Notwendige hinausging.

 

Allgemeines

AUFBEWAHRUNGKasten HDZ 3840; Mappe [13] = Bl.76–96, 109, 112, 113: Peterskirche
PROVENIENZSammlung Hippolyte Destailleur
FRüHERE INVENTARNUMMERN DER KUNSTBIBLIOTHEK: „A 375,19–20“ [?, S. 4]
URSPRüNGLICHER FOLIO-BAND: Bd. I, 23 [?, S. 6]
ZAHL DER BLäTTER IM ALTEN FOLIO-BAND: 2 [?, S. 4]
NUMERIERUNG DURCH DEN VORBESITZER / POSITION:
23“ / Recto: rechte obere Ecke der linken Blatthälfte = links vom Mittelfalz

 

Technische Beschreibung

FORMATFolio
ABMESSUNGEN: 410 mm × 535 mm
PAPIERQUALITäThell, mittlere Festigkeit
GITTERABSTäNDE:
1. Teilblatt: 51 mm am Wz. / 38 mm neben dem Wz. (in der linken Blatthälfte)
2. Teilblatt: 55 mm am Wz. / 40 mm neben dem Wz. (in der rechten Blatthälfte)
WASSERZEICHEN / POSITION:
1. Teilblatt: Leiter im gezackten Schild mit lateinischem Kreuz darüber / linke Blatthälfte zentral (= wie Bl. 77)
2. Teilblatt: Leiter im gezackten Schild mit sechsstrahligem Stern darüber / rechte Blatthälfte, zentral
PAPIER[noch zu ergänzen]
HEFTLöCHERnicht erkennbar (jedenfalls nicht mittig, ursprünglich vielleicht am linken Rand, denn dort finden sich starke Ausbesserungen)
ZUSTANDDas Blatt wurde vor dem Bezeichnen sorgfältig aus zwei Halbblättern früherer Folio-Formate zusammengesetzt und war in ungefähr 1 cm Abstand rechts neben der Klebestelle gefaltet; dort ist es auch etwas stärker verschmutzt. Die unteren Ecken sowie der linke Rand sind ergänzt. Der untere Rand ist ebenfalls verschmutzt; hier befand sich also die Standseite des ursprünglichen Bandes, worauf im Übrigen auch die Orientierung der Numerierung durch den Vorbesitzer schließen lässt. Das Verso diente vielleicht als Außenseite eines Bogens, da diese Seite deutlich stärker verschmutzt ist als das Recto. Das Blatt ist offensichtlich schon vor der Bezeichnung allseitig und am rechten Rand nachträglich nochmals schräg beschnitten worden. Die Zeichnung endet unvermittelt am linken Blattrand und weist in diesem Bereich auch mehrere Ansätze von Maßlinien auf, die darauf hindeuten, dass hier ein weiteres Blatt anschließen sollte, das entweder nicht ausgeführt worden oder aber verloren gegangen sein dürfte: Es hätte den Verbindungs- sowie den Loggientrakt mit dem Südturm dargestellt, und wäre besonders hinsichtlich der Nebenräume der Verbindungs-Quincunx sowie dem auf diesem Schnittniveau zu erwartenden Querschnitt des Turmes von Interesse.

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