Blatt 87: St. Peter: Turmgrundrisse

Zusammenfassung

Die Darstellung der einzelnen Turmgeschosse mit jeweils nur einem Quadranten lässt zum wiederholten Male die vermutlich auf die Nähe zum Sangallo-Kreis zurück zu führende hohe Arbeitsökonomie des Anonymus Destailleur erkennen. Bemerkenswert erscheint auf den ersten Blick auch die Angabe der Wandstärke und das Fehlen einer Binnengliederung – beides erweist sich bei näherer Betrachtung nicht als Dokumentation tatsächlicher Planung und kann daher auch nicht als Argument für eine These herangezogen werden, derzufolge die gesamten, in den vorliegenden Zeichungen dokumentierten Planungen lediglich die Modellversion betroffen haben sollten: Im Gegenteil erlaubt auch die über das für das Modell erforderliche hinaus geehende Genauigkeit einiger hier wiedergegebener Details darauf den Schluss, dass die Planungen nicht ausschlielich dem Modell gegolten haben können. Zudem deuten die in den Darstellungen fehlende Turmspitze sowie die Unsicherheiten bezüglich einiger Details verratenden Pentimenti darauf hin, dass die Planungen mit dem hier erreichten Stand noch nicht als abgeschlossen angesehen worden sein können.

Besonders aus den Abweichungen zwischen der Darstellungen des Anonymus und der Ausführung der entsprechenden Partien am Modell lassen sich einige Schlussfolgerungen für die Beteiligung des Zeichners am Planungsgeschehen ziehen: Es kann demzufolge angenommen werden, dass er die Planungen zu einem Zeitpunkt dokumentierte, der vor der Fertigstellung des Modells und den dafür abschließenden Planungen lag, denn entsprechende Veränderungen hat der Zeichner nicht mehr dokumentiert. Da diese zugleich weitgehend in den Stichen Salamancas dokumentiert sind, ergibt sich hieraus außerdem ein Indiz für die These, dass der Zeichner der vorliegenden Blätter die Stiche nicht selbst gekannt haben dürfte, was weiterhin ein – wenn auch als vereinzeltes schwaches – Argument gegen eine Identifizierung des Zeichners mit Jacobus Bos ist.

 

Allgemeines:

AUFBEWAHRUNGKasten HDZ 3840; Mappe [13] = Bl.76–96, 109, 112, 113: Peterskirche
PROVENIENZSammlung Hippolyte Destailleur
FRüHERE INVENTARNUMMER DER KUNSTBIBLIOTHEK: „A 375,13“ [?, S. 4]
URSPRüNGLICHER FOLIO-BANDBd. I,20–21 [?, S. 6]
ZAHL DER BLäTTER IM URSPRüNGLICHEN FOLIO-BAND: 2 [?, S. 4]
NUMERIERUNG DURCH VORBESITZER:
20“ / Recto: linke obere Blattecke
21“ / Recto: rechte obere Blattecke

 

Technische Beschreibung

FORMATFolio
ABMESSUNGEN425 mm × 553 mm
PAPIERQUALITäTmittlere Festigkeit, hell
GITTERABSTAND52 mm am Wz. / 38 mm neben dem Wz.
WASSERZEICHEN3 Blumen im Kreis mit vierstrahligem Stern darüber
PAPIER[noch zu ergänzen]
HEFTLöCHEReventuell ehemals am rechten Rand, da sich rechts unten ein Riss entlang zweier Löcher befindet, die Heftlöcher gewesen sein könnten
ZUSTANDDas Blatt wurde vielleicht schon vor Anfertigung der Zeichnungen einmal mittig gefaltet; später entstanden – wohl beim Einheften – zwei weitere Falze in der Blattmitte. Der linke Rand ist sehr unregelmäßig beschnitten; dort finden sich Reste einer stärkeren Verschmutzung. Ebenso ist dierechte untere Ecke verschmutzt und der rechte Rand leicht schräg abgeknickt (ungefähr bis zur Blattmitte)
MASSANGABEN: „p 9 – 7/12“ / palmo romano bzw. palmo del modello
HANDAD

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