recto: Villa Lante: Fassade

118.1   Fassadenaufriss

TECHNIKteilweise freihändige Feder in Braun über Graphitvorzeichnungen; Lineal;
NUMERIERUNG / POSITION208“ / rechte obere Ecke, 90° rechts;

 

118.1.1 Fassadenaufriss

POSITIONgesamtes Blatt bis auf einen schmalen Streifen am unteren Rand;
BEISCHRIFT / POSITIONPal. Vidoni (Via del Sudario)“ / am rechten untern Randmit Bleistift, von späterer Hand;
Kommentar. Der nicht zuende geführte Aufriss zeigt einen zweieinhalbgeschossigen Palast, in dessen Sockelzone rechts drei große Kellerfenster skizziert sind. Links von der Zeichnung, auf etwas tieferem Niveau als die Erdgeschossordnung, erscheint eine Balustrade über einem Rundfenster mit kreuzförmigem Innenrahme, so dass es sich hier wohl um die unfertige Darstellung einer Terrasse handelt. Durch die Gleichheit der Fassadenordnung ist die Verbindung mit Blatt 119r sichergestellt.

Die Fassade beginnt links an der Gebäudekante mit einzeln stehenden Pilastern und zeigt im weiteren Verlauf - von links nach rechts - fünf Fensterachsen, die jeweils von zwei Pilastern gerahmt werden. Während die erste und zweite Fensterachse von links aber vereinzelt stehen, bilden dritte und vierte ein gekoppeltes Paar, das die mittleren Pilaster gemeinsam hat. Die fünfte Achse rechts außen ist dann wiederum selbständig. Durch das angedeutete Dach, das seinen First über dem linken äußeren Pilasterband der Paares von dritter und vierter Achse hat, ergibt sich eine Symmetrie, die ein Ende der Fassade direkt neben der fünften Achse efordert. Dieses fehlt aber aufgrund des dort abgeschnittenen Blattstreifens.

In den Sockel der zweiten Fensterachse ist eine relativ kleine Tür ohne auffällige Rahmengestaltung eingelassen, in die der Zeichner durch die Einskizzierung einer geöffneten Tür und eines durch Schraffuren verdunkelten Restfeldes den Eindruck eines bewohnten Hauses einbringt. Dem entsprechen auch im Obergeschoss (piano nobile) und im Mezzanin darüber - allerdings nur mit Bleistift eingetragene - geöffnete Fensterläden und Schraffuren. Solche Details sind für die sonst in den Darstellungen des AD vorherrschende Nüchternheit recht ungewöhnlich.

Als Pilasterordnungen der Hauptgeschosse erscheinen im Erdgeschoss eine aufgesockelte Dorica, und im piano nobile eine Ionica, während das abschließende Mezzanin nur einfache, allerdings als Spiegel ausgeführte Wandvorlagen in Fortsetzung der Pilasterachsen der unteren Geschosse aufweist. Im Gebälk der mit Basen versehenen Dorica fehlt der Triglyphenfries, obwohl die zu den Triglyphen gehörenden Gutae im ‘Architrav’ eingezeichnet sind. Der Wulst am Kapitellhals ist als durchgehendes schmales Gesims an der Fassade weitergeführt. Das Gebälk der Ionica ist sogar noch weiter auf ein anscheinen ungegliedertes Gesimsband reduziert. Auch das Abschlußgesims am Mezzanin scheint nur aus einem flachen, allerdings vorkragenden Band zu bestehen, für das keine Konsolen o. ä. angedeutet sind.

Während die Fensterrahmen des Keller- und des Erdgeschosses sowie des Mezzanins als einfache gerade Bänder ohne jegliche Gliederung erscheinen, zeigen die despiano nobile ein in der Art des Echinus eines ionischen Kapitells aufliegendes Band, das an den Ecken Voluten bildet. Diese sind aber etwas größer gezeichnet, als die der direkt daneben stehenden Voluten der Ionica-Kapitelle.

 

Unterhalb der Zeichnung erscheint eine Bodelinie, die unterhalb der vierten Achse nach rechts unten wellenförmig abbricht. Ihr entspricht etwas weiter links eine ähnliche Bleistiftlinie. Die Funktion bzw. Bedeutung ist unklar.

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