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Zeichnungsnummern

Die nicht konsequent durchgeführte Numerierung der Einzelzeichnungen — zuweilen wird ein ganzes Blatt unter einer Nummer subsummiert, dann wieder jede einzelne enthaltene Zeichnung numeriert — erfolgte vermutlich durch eine Hand des 18. oder 19. Jahrhunderts und sicher nicht zeitgleich mit der Bindung, da sie im Gegensatz zu dieser teilweise sehr flüchtig erfolgte und die Zusammenfassung der Zeichnungen in den drei Bänden schon voraussetzt. Denn hätten die Zeichnungen zum Zeitpunkt der Numerierung noch ungebunden vorgelegen, dürfte man sinnvoller Weise die Erstellung einer Art Übersichtsliste und daran anschliessend erst die Bindung erwarten, die dann vermutlich zugleich auch systematischer ausgeführt worden wäre. Der Schluss liegt also nahe, dass die Blätter während der Numerierung schon gebunden vorlagen. 

Die Positionen der Nummern werden in der Beschreibung der Blätter im Katalogteil dieser Arbeit jeweils zusammen mit dem Winkel zwischen der Orientierung der Zeichnung bzw. des Blattes (auf der Grundlage der heutigen Numerierung der Blätter) und der der Zahlen (Drehung um 90° nach links bzw. rechts oder 180°) angegeben. Dies ermöglicht die teilweise entgegengesetzte Orientierung der Zeichnungen aufeinanderfolgender Blätter im ursprünglichen gebundenen Zustand zu rekonstruieren, woraus sich wiederum ableiten lässt, dass in den gebundenen Bänden nicht alle Zeichnungen eine einheitliche Orientierung aufwiesen, was aufgrund der bei der Grösse der Blätter oft notwendigen Faltung wohl auch nicht anders zu erwarten ist. Die daraus für den Betrachter bzw. Benutzer resultierenden Unbequemlichkeiten könnten immerhin auch als ein Indiz dafür angesehen werden, dass die Bindung nicht vom Hauptzeichner oder Auftraggeber der Zeichnungen selbst vorgenommen wurde — ein Umstand, der für die Beantwortung der Frage nach der Vollständigkeit des überlieferten Materials von Bedeutung ist.  

Entkräftet wird dieses Indiz jedoch etwas, wenn man berücksichtigt, dass dem Binder vielleicht nur wenig Zeit zur Verfügung stand, dass er auf eine transportable Grösse der Bände achten musste und so ohnehin gezwungen war, besonders grosse Blätter mehrfach zu falten, wodurch eine einheitliche Orientierung der Zeichnungen wiederum verhindert wurde, und dass ihn dieses nicht zu vermeidende Erscheinungsbild bewogen haben könnte, auch bei den übrigen Blättern keine allzu große Sorgfalt aufzuwenden. Gleichzeitig ist darauf hinzuweisen, dass die Anordnung der Zeichnungen auf den diversen Blättern deutlich erkennen lässt, dass diese nicht mit Blick auf eine zukünftige einheitliche Bindung und die leichte Nutzbarkeit eines solchen Bandes angelegt wurden, sondern die Zeichner jeweils -- besonders in den Fällen, in denen die Blätter zweifellos vor Ort entstanden -- nur eine geeignete Unterbringung der Teilzeichnungen und gute Ausnutzung des Blattes anstrebten.

Aus dem Gesagten folgt der bemerkenswerte Umstand, dass der Codex Destailleur D in seiner Entstehungzeit zwar eine grosse Gruppe von losen Blättern gewesen, jedoch trotzdem über einen vielleicht sogar längeren Zeitraum bis zu seiner Bindung zusammenhängend überliefert worden sein muss. Hieraus liesse sich wiederum die Hypothese ableiten, die Blätter seien nie zum blossen `Betrachten' oder als eine Art `Musterbuch' antiker und zeitgenössischer Architekturen angelegt worden, sondern hätten zu einer weiteren Bearbeitung bzw. Benutzung als Vorlagen dienen sollen. Tatsächlich scheinen gerade die vielen Antikenaufnahmen und die darauf beruhenden Rekonstruktionen der Bauten dafür zu sprechen, dass der Zweck der Zeichnungen in der Umsetzung und Zusammenfassung der Bauaufnahmen in Rekonstruktionen bestanden haben könnte, deren Anfertigung durch eine frühe Bindung natürlich eher erschwert worden wäre.

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